Die ESG-Regulierung entwickelt sich in der EU, der Schweiz und den USA weiter, beeinflusst durch politische Dynamik, wirtschaftliche Strategien und gesellschaftliche Erwartungen.
Die Entwicklung der Regulierung im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) befindet sich an einem kritischen Punkt, an dem bedeutende Entwicklungen in den wichtigsten Regionen stattfinden.
Die Europäische Union (EU) hat ein Omnibus-Verfahren zur Vereinfachung ihrer ESG-Regulierung (hauptsächlich Berichtspflichten) eingeleitet.
Die Schweiz hat vor kurzem ihre Bemühungen, der EU-Berichterstattungspflichten zu folgen, gestoppt, bis die Ergebnisse des Omnibus-Verfahrens geklärt sind.
Die Vereinigten Staaten sehen sich unter der neuen Trump-Administration einem zunehmenden Druck ausgesetzt, der sich auf das Verbot von Klimazielen und Programmen für Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration (DEI) konzentriert.
In Asien - vor allem in China und Singapur - wird das Thema ESG inzwischen stärker berücksichtigt.
In diesem komplexen Umfeld müssen sich weltweit tätige Schweizer Unternehmen in einem fragmentierten regulatorischen Umfeld zurechtfinden und gleichzeitig ihren Nachhaltigkeitszielen verpflichtet bleiben
In dem Bemühen, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, hat die Europäische Kommission im Februar 2025 das Omnibus-Vereinfachungspaket vorgestellt. Dieser Vorschlag zielt darauf ab, die Verpflichtungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung im Rahmen von Richtlinien wie der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und der Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) zu reduzieren. Insbesondere soll die Zahl der Unternehmen, die zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet sind, um 80 % verringert und die verpflichtende Sorgfaltsprüfung auf Tier-1-Lieferanten beschränkt werden. Während einige Interessenvertreter der Branche dies als notwendigen Bürokratieabbau betrachten, äussern andere die Befürchtung, dass dies die Fortschritte bei nachhaltigen Lieferketten untergraben und eine sinnvolle Einbindung der Interessenvertreter beeinträchtigen könnte.
Die Schweiz hat ihre ESG-Vorschriften proaktiv an die internationalen Standards angepasst. Im Jahr 2024 veröffentlichten grosse Unternehmen von öffentlichem Interesse ihre ersten nichtfinanziellen Berichte gemäss dem Schweizerischen Obligationenrecht. Der Schweizer Bundesrat hat Überarbeitungen vorgeschlagen, um den Umfang und den Inhalt der nichtfinanziellen Berichterstattung zu erweitern und eine Harmonisierung mit der CSRD der EU anzustreben. Zu den vorgeschlagenen Änderungen gehören umfassendere Berichtspflichten und obligatorische Prüfungen durch Wirtschaftsprüfer. Der Bundesrat hat jedoch kürzlich angekündigt, die Angleichung an die EU-Vorschriften zu verschieben, bis die EU entschieden hat, wie die entsprechenden Richtlinien vereinfacht werden sollen.
Neben der Verbesserung der Berichterstattung verstärkt die Schweiz ihr Klimaengagement. Im Klima- und Innovationsgesetz (KIG) und im revidierten CO2-Gesetz ist das Ziel verankert, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Die Unternehmen sind aufgefordert, Fahrpläne zur Erreichung dieses Ziels zu entwickeln, wobei der Bund sie mit Normen und technischer Beratung unterstützt.
Das ESG-Regelungsumfeld in den USA hat sich nach den Präsidentschaftswahlen 2024 deutlich verändert. Anders als in Europa gab es in den Vereinigten Staaten eine Gegenreaktion gegen ESG-Richtlinien, insbesondere durch die Trump-Administration und die Generalstaatsanwälte der "Red States". Die Trump-Administration erliess Executive Orders, die ESG-Investitionsüberlegungen in z.B. Pensionsfonds einschränken, mit dem Argument, dass sich die treuhänderische Pflicht ausschliesslich auf finanzielle Erträge konzentrieren sollte. Republikanisch geführte Bundesstaaten (Red States) verabschieden weiterhin ESG-feindliche Gesetze und schaffen damit eine fragmentierte Regulierungslandschaft. Investmentgesellschaften sehen sich nun mit einem komplexen Umfeld konfrontiert, in dem einige Staaten ESG-orientierte Anlagestrategien bestrafen, während andere sie fördern.
Darüber hinaus werden die Programme für Vielfalt, Gleichberechtigung und Einbeziehung (DEI) von der US-Regierung in Frage gestellt. Unternehmen haben ihre DEI-Programme bereits zurückgezogen, um entweder unter dem Radar der US-Regierung zu fliegen oder um keine lukrativen Verträge mit der US-Regierung zu verlieren.
Für Schweizer Unternehmen, die in den USA tätig sind, ist es von entscheidender Bedeutung, den politischen Druck und die regulatorischen Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesstaaten zu verstehen. Strategien wie ein prinzipienbasierter Ansatz, der die globalen ESG-Normen einhält und in Regionen mit Widerständen flexibel bleibt, können helfen, diese Herausforderungen zu meistern.
Trotz des Widerstands in den USA und der Vereinfachungsbemühungen in der EU hat China seine ESG-Vorschriften erheblich ausgeweitet, insbesondere im Bereich der nachhaltigen Finanzen und der Offenlegung für börsennotierte Unternehmen. Die "Green Bond Principles" und der nationale CO2-Markt des Landes deuten auf eine starke staatliche Unterstützung der Umweltpolitik hin. Die Unternehmen müssen jedoch die Komplexität der chinesischen Regulierungslandschaft berücksichtigen.
Singapur entwickelt sich zu einem regionalen Vorreiter in Sachen ESG, da die Monetary Authority of Singapore (MAS) verpflichtende klimabezogene Finanzinformationen und einen Rahmen für die Kreditvergabe in Verbindung mit Nachhaltigkeit eingeführt hat.
Schweizer Unternehmen, die in Asien tätig sind, sollten die sich entwickelnde ESG-Landschaft in Singapur genau beobachten, da sie oft als Vorreiter für eine breitere regionale Umsetzung dient.
Die ESG-Regulierung entwickelt sich in der EU, der Schweiz und den USA weiter, beeinflusst durch politische Dynamik, wirtschaftliche Strategien und gesellschaftliche Erwartungen. Während sich die EU auf die Straffung der Vorschriften konzentriert, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, hat die Schweiz die Überarbeitung ihrer ESG-Berichtsvorschriften verschoben. Im Gegensatz dazu bewegen sich die USA in einer sich verändernden Landschaft, die von politischen Ideologien und unterschiedlichen Ansätzen auf Staatsebene geprägt ist. Unternehmen, die in diesen Regionen tätig sind, müssen agil bleiben und sich an die komplexen und sich entwickelnden rechtlichen Rahmenbedingungen anpassen, um die Einhaltung der Vorschriften zu gewährleisten und die sich bietenden Chancen im Bereich der nachhaltigen Entwicklung zu nutzen.
Trotz politischer Unsicherheit und regulatorischer Fragmentierung bleiben ESG ein wesentliches Risiko und eine Chance.
Schweizer Unternehmen können Folgendes in Betracht ziehen:
In einer Zeit wachsender Unsicherheit werden Schweizer Unternehmen, die sich proaktiv mit ESG-Regulierungen auseinandersetzen, nicht nur Risiken mindern, sondern auch Wettbewerbsvorteile in einem zunehmend nachhaltigkeitsbewussten globalen Markt erlangen.
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